1. September 2012

Beruhigungsmittel und entlaufene, geflüchtete, streunende "wilde" Hunde

Vielfach hört man die Aussage, kann ich nicht ein Beruhigungsmittel ins Futter oder Ähnliches geben? NEIN, das können Sie nicht, denn

Sie wissen nie genau

a) wie schwer Ihr Hund ist und

b) ob ausschließlich Ihr auf der Flucht lebender Hund dieses Beruhigungsmittel frisst oder eventuell andere Tiere

c) ob Ihr auf der Flucht lebender Hund auch die gesamte Menge aufgenommen hat.

d) Ein Beruhigungsmittel den in Flucht lebenden Hund nicht wirklich beruhigt, denn der Adrenalin- u. Cortisolspiegel ist enorm hoch

e) Ein Beruhigungsmittel kein Betäubungsmittel ist

f) Sollte das Beruhigungsmittel doch irgendwie vom Hund aufgenommen worden sein, dann sind seine Reaktionen herabgesetzt, d.h., auch bei der Wahrnehmung von Gefahren ist seine Reaktionsfähigkeit und Wahrnehmungskraft eingeschränkt, auf Deutsch heißt dies, war der Hund bisher im Straßenverkehr unauffällig, wurde dort ggfs. gar nicht gesehen, so kann es nun aufgrund des Beruhigungsmittels passieren, dass er diese Achtsamkeit nicht mehr besitzt. Sie setzen damit das Leben des Hundes und das Ihrer Mitmenschen sowie sämtlicher Wildtiere aufs Spiel.

g) Andere Tiere sogar durch das Beruhigungsmittel für den Hund getötet werden können

(ist dann leider eine Straftat)

h) Das Beruhigungsmittel genau entgegengesetzt wirkt, nämlich den Hund aufputscht

i) Sollte das Beruhigungsmittel doch irgendwann wirken, so würden Sie den Hund eh nicht finden können, da er sich mit absoluter Sicherheit extremst verkrochen hat

j) Der Suchhund den benommenen Hund zu 90% aufscheuchen würde. Die meisten Suchhunde sind darauf ausgebildet, dass zu suchende Objekt – bei der Menschensuche sogar durch direkte Kontaktaufnahme – anzuzeigen. Dies alles würde „der beruhigte“ Hund sehr wohl wahrnehmen (er ist ja lediglich sediert und nicht narkotisiert) und umgehend die Flucht antreten (aus des entlaufenen Hundes Sicht zeigt der Suchhund an: "ich komme da und will den Platz". Der scheue Hund wird also sofort laufen gehen und zu 99,9% dies schon tun, wenn Sie noch 500m oder 1km entfernt sind). Es gibt einige wenige Suchhunde, die sind darauf trainiert andere Hunde zustellen - ist ähnlich anzusehen, wie das eigenständige Hüten einer Herde - , heißt aber nicht, dass sich der Suchhund nun wie ein "Berserker" auf den anderen Hund stürzt und den zu Boden reißt und oder Ähnliches mehr .

k) Auch wenn Sie denken, wenn der Hund aber nun mal benommen ist beim Tierarzt, dann kann er nicht laufen – dies ist so wohl richtig, ABER ihr Hund lebt im Augenblick draußen, alleine auf sich gestellt und würde umgehend flüchten, egal wie benommen er vom Beruhigungsmittel sein würde und er wird immer schneller sein als Sie, selbst wenn er schon fast nicht mehr kann und sich immer wieder mal hinlegt, werden Sie ihn nicht zu greifen kriegen bei Verfolgungsjagden, denn sein Adrenalin- und Cortisolspiegel wird rasend in die Höhe gehen und ihm jede Flucht ermöglichen. Sie erreichen damit lediglich, dass er zukünftig dieses Gebiet meiden wird, vielleicht noch einmal dort erscheint, danach aber sicherlich nicht mehr.

l) Sie denken nun, o.k., ich beobachte, wann der Hund frisst, verfolge ihn vorsichtig mit dem Auto, warte 1 Stunde bis dass das Beruhigungsmittel wirkt, dann greif ich ihn mir. Irrtum, der Hund wird merken, dass er mit dem Auto verfolgt wird, und das Beruhigungsmittel wird erst mal gar nicht mehr wirken (siehe oben Adrenalin- u. Cortisolspiegel). Oder aber, wenn er das Auto nicht bemerkt, und sich tatsächlich hinlegen sollte, er bemerkt Sie lange Zeit, bevor Sie überhaupt an seinem Schlafplatz sind und wird wiederum flüchten. Spät in der Nacht, wenn der Hund dann endlich mal zur Ruhe kam (weil keiner ihn mehr verfolgte u. die Halbwertzeit der Sedativa relativ lang ist, bei Sedalin z.B. 8-12 Stunden), dann wird das Beruhigungsmittel (eventuell auch erst am nächsten Tag wenn das Adrenalin u. Cortisol etwas abgesunken wird) wirken, aber dann sind Sie nicht vor Ort und haben keinen Schimmer wo der Hund steckt. Vor allem im Winter können solche Beruhigungsmittelaktionen fatale Folgen haben. Hund ist nicht ganz klar bei Verstand und legt sich relativ ungeschützt schlafen (vergleichbar mit einem Volltrunkenen). Somit sind dann Erkältungen oder gar Schlimmeres (abhängig von den Außentemperaturen) vorprogrammiert.

Also Fakt ist: Finger weg von Beruhigungsmitteln im freien Gelände!! Sie gefährden damit nicht nur das Leben Ihres Hundes sondern ebenfalls das Leben aller in der Gegend ansässigen Wildtiere!!!!!

und bei noch größerem Pech, das Leben Ihrer Mitmenschen!

Und noch eine Bitte: Es gibt einige sogenannte Fachleute die sich mit dem Sichern der entlaufenen/geflüchteten Hunde auskennen. Bevor Ihr irgendein "Überding" dreht wodurch das Leben des Hundes und der Mitmenschen in Gefahr gerät, fragt erst nach. Es gibt Zig-Möglichkeiten die Hunde zu sichern, auch wenn sie einmal nicht in die Lebendfalle gehen. Es muss dann immer im Zusammenspiel mit den Helfern vor Ort und dem Wissen um den "streunenden" Hund, der Möglichkeiten vor Ort usw. nach einer Lösung geschaut werden. Diese sind ganz individuell und wir können nicht alle Lösungsmöglichkeiten auf der HP aufführen.

Und zum millionsten Male, bitte, überlegt genau bevor Ihr einen total menschen- und umweltungewohnten Hund hierher holt ob die Pflegestelle/Endstelle wirklich mit diesem Hund zurecht kommen kann und es schaffen kann, den Hund auf das hiesige Leben zu sozialisieren.

Und an alle, die da einen Hundehandel unter dem Namen "Tierschutz" betreiben seht Euer Tun dann bitte auch als ein wirkliches Geschäft/Unternehmen an. Bei einem echten eigenständigen Unternehmen würdet Ihr alles daran setzen ein gut strukturiertes und erfolgreiches Unternehmen zu führen. Da passen einfach solch aufwändige Hunde (menschen- und umweltungewohnte Hunde sind immer sehr zeitaufwändig und kostenintensiv) nicht dazu. Also lasst in dem Fall die Finger von den scheuen menschen- und umweltungewohnten Hunden so können die Hunde wahrscheinlich überleben.

Lasst einfach die Finger von diesen Hunden, damit Euer Unternehmen nicht in einen schlechten Ruf gerät, wenn Euch schon das Leben des einzelnen Hundes nicht interessiert. Dann seit auch bitte so egoistisch und seit tatsächlich nur auf Euren guten Ruf und den Profit bedacht - die Konkurrenz schläft nicht, das ist so im Geschäftsleben und so mehrfach von Euch vermittelte entlaufene scheue Hunde sagen ganz klar etwas über Euer Unternehmen aus, nämlich in dem Fall eine Inkompetenz und die könnt Ihr Euch einfach nicht leisten, dafür ist die Pseudotierschutzkonkurrenz zu groß.

LG Maria Bader

www.find-mich-fix.de (Datenbank für entlaufene und gefundene Hunde sowie viel Information zum Thema Entlaufen/Gefunden)
www.hundelebendfalle.de (Datenbank mit Lebendfallen für Hunde)
www.m-arki.de (Sicherheit für Ihren Hund)
www.angys-tierwelt.de



mit freundlicher Genehmigung von Maria Bader