3. Januar 2010

Gift-Köder: Hundehasser bringt Kinder in Lebensgefahr

Unbekannter hat mit Strychnin präparierte Wiener Würstel im Bereich Dommelstadl ausgelegt - Hündin überlebt knapp - Besitzer erstattet Anzeige

Von Werner Windpassinger.
Dommelstadl. Kriminell, entsetzlich, menschenverachtend - die Vokabeln sind eindeutig, mit denen Dommelstadler Bürger derzeit einen unbekannten Hundehasser beschreiben, denn: Das Täter legt mit Strychnin versetzte Wiener Würstel aus und gefährdet damit das Leben auch von Kleinkindern. Die Polizei wurde bereits eingeschaltet, eine Anzeige »gegen Unbekannt« läuft.
Heike und Wolfgang Axinger können ihre Wut und ihr Entsetzen kaum in Worte fassen. Am Montag wurde ihre sechsjährige Labradorhündin Juli vergiftet. Mitten in einer dicht bewohnten Siedlung in Dommelstadl in der Gemeinde Neuburg am Inn. Jule hat es knapp überlebt, wie der Passauer Tierarzt Dr. Michael Reinwald bestätigt. »Wir gehen davon aus, dass ein unbekannter Hundehasser eine mit Strychnin versetzte Wurst in unseren Garten geworfen hat. « Anders könne es nicht gewesen sein, betont die zweifache Mutter, die in wenigen Tagen ihr drittes Kind erwartet. »Jule war nur kurz im Garten und als sie hereinkam, hat sie sich das Maul geleckt. Da war klar, dass sie was gefressen hat«, so Heike Axinger. Das war kurz vor 17 Uhr. Wenige Minuten später kann der Hund nicht mehr aufstehen, bricht mit den Hinterläufen ein und zittert so stark, dass er permanent umfällt.

Tierarzt erkennt sofort: Das ist Strychnin


Heike Axinger reagiert schnell. Zum Glück für Jule, denn nur dadurch überlebt sie den Giftanschlag. Hochschwanger schleppt Heike Axinger den rund 35 Kilo schweren Hund ins Auto und fährt zur Tierarztpraxis von Dr. Reinwald. Dieser diagnostiziert sofort eine Strychnin-Vergiftung und behandelt Jule entsprechend. Dass es sich um Strychnin handelt, da ist sich der Tierarzt nahezu hundertprozentig sicher. Alle Symptome deuten darauf hin und Jule spricht auf die Behandlung sofort an. Im Mageninhalt taucht ein unverdautes Stück Wurst auf, das der Hund nur wenige Minuten zuvor gefressen haben kann und das, wie Heike Axinger, vermutet, jemand mutwillig in den Vorgarten des Hauses geworfen hat. Auch Dr. Rheinwald bezeichnet das fein säuberlich abgeschnittene Stück Wurst als »mit Liebe präpariert«.
Entsetzt ist die junge Familie vor allem deswegen, weil wenige Minuten zuvor die beiden Kinder im Alter von fünf und drei Jahren im Garten gespielt hatten. Auch sie hätten das Stück Wurst finden können. Die Angst ist in der Siedlung groß. Dort wohnen mehr als 70 Kinder. »Strychnin ist auch für Menschen und natürlich Kinder hochgefährlich«, erklärt Dr. Rheinwald. Es entfaltet seine Wirkung bereits nach wenigen Minuten. »Wer so etwas absichtlich in einen Garten wirft, der nimmt auch in Kauf, dass Kinder durch das Gift schwer verletzt werden«, entsetzt sich Wolfgang Axinger.
Bereits in geringen Dosen bewirkt Strychnin eine Starre der Muskeln. Es wurde früher auch als Rattengift verwendet. Reines Strychnin ist farblos und schmeckt äußerst bitter. Warum es ausgerechnet Jule erwischt hat, können sich Wolfgang und Heike Axinger nicht erklären. Jule bellt nicht, ist ein kinderlieber Hund. Nachbarschaftsstreitigkeiten gibt es keine. »Wer so was tut, ist nicht nur ein Hunde-, sondern auch ein Menschenhasser. « Bleibt die Frage, wie man an Strychnin kommt, denn es ist - wenn überhaupt - nur in Mischungen erhältlich und zudem apothekenpflichtig.


Bereits wiederholt
Anschläge auf Hunde


Die sechsjährige Jule ist längst nicht der einzige Hund in Dommelstadl, der wegen Vergiftungssymptomen behandelt werden musste. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder entsprechende Meldungen. Bei Hundebesitzern in Neuburg geht daher die Angst um, auch bei Heinz Rosenberger, der nur wenige Minuten entfernt von den Axingers wohnt. Seine Entlebucher Sennenhündin Heidi (3) wurde bereits vor zwei Jahren vergiftet. Heute traut sich die Familie nicht mehr, mit dem Hund durch die Siedlung zu spazieren. Auch entlang von Wiesen und Wegen, die für Hundespaziergänge gern genutzt werden, sei Vorsicht geboten, so Rosenberger. Er unterstellt dem unbekannten Hundehasser groben Vorsatz. »Es wäre für uns ein Drama, wenn dem Hund etwas passieren würde, das ist gar keine Frage. Aber es hätte auch ein Kind treffen können. Ein kleines Kind fragt doch nicht, ob es die Wurst essen darf oder nicht«, ist er empört.

Quelle: Passauer Neue Presse - Lokales vom 2.01.2010

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